Welche Bedeutung geben wir Weihnachten?
Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Tagtäglich sind wir Hunderten von Informationen ausgesetzt. Da erscheint es mir ganz logisch, dass wir selektieren. Automatisch. Dazu gehört auch eine klare Abgrenzung. Wir können nicht alles aufnehmen. Nicht alles verarbeiten. Unser internes Selektionsverfahren hat sich inzwischen trainiert. Innert Sekunden entscheiden wir darüber, ob wir uns auf eine Info einlassen wollen oder nicht. Einen grossen Einfluss hat auch die Tatsache, welche Bedeutung wir einem Thema geben.
- 14.09.2015
- Andreas Räber
Weihnachten ist wie die Ehe: viel zu hohe Erwartungen
Was verbinden Sie mit dem Thema Weihnachten? Stress? Spannungsgeladene Familienfeste? Heilige Zeit, trügerische Zeit? Ist dieser christliche Feiertag so etwas wie eine Verpflichtung, fröhlich zu sein? Heile Welt vorzuspielen? Ist Weihnachten ähnlich wie die Ehe? Hohe Erwartungen, die die meisten Beteiligten nicht erfüllen können? Sind nicht wir es, die diesem Feiertag einen Wert, eine Bedeutung geben oder eben nicht? Der Jesuitenpriester Antony de Mello schrieb, dass uns genau das beschäftigt, was wir intensiv verhindern wollen. So haben Prostituierte, die zu ihm zur Seelsorge kamen, stets das Thema «Gott» erwähnt und Mönche das Thema «Sexualität». Wir füllen ein Thema mit Vorstellungen. Wir geben ihm Raum, Wert und Bedeutung.
Anders. Loslassen. Teilnehmen. Begegnen
Bleibt die Frage, welche Bedeutung man Weihnachten geben könnte? Was an diesem Feiertag geschehen ist, habe ich im Blog «Weihnachten: Start in ein einzigartiges Leben» thematisiert. Gott wurde Mensch. Er hat sich aufgemacht. Zu uns. Diese Form von Menschwerdung hat meines Wissens kein anderer Gott gelebt. Sich aufmachen. Loslassen. In erster Linie von fixen Vorstellungen. Dorthin gehen, wo man gebraucht wird. Das ist gelebte Kirche. Menschen gleichwertig begegnen. Ohne Ansehen der Person. Sich bewusst Zeit nehmen. Begegnung wagen.
Das könnte klappen
Die Kunst liegt darin, sich und seine Sichtweisen zu (er)kennen. Erwarte ich von meiner Frau, dass sie ein 5 Gang-Menü organisiert und die Gäste bedient – oder helfe ich mit? Mache ich dieses Fest zu einem gemeinsamen Projekt? Definiere ich das Ziel von Weihnachten nicht über das Essen, sondern über das Zusammensein? Andere entdecken?
Eine Art Weihnachtsspiel
- Diskutieren, ohne Recht haben zu wollen.
- Dem anderen sagen, was man an ihm schätzt. Sich mit ihm, mit ihr darüber freuen.
- Bewusst zukunftsorientierte Themen wählen (Vergangenheit wurde verschieden erlebt und bildet Potenzial zum Streit. Zukunft kann noch gemeinsam gestaltet werden. («Wie würdest du so etwas angehen?»)
- Statt mich präsentieren, den anderen entdecken. Statt mich bedienen lassen, diene ich der Person neben mir. Meinem Nächsten (m+f).
Ja, das ist ein Ansatz!
Irgendetwas sagt mir, dass wir Weihnachten so näher kommen …
Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach, Autor von zahlreichen Blogs und Kurzgeschichten
Das Thema Weihnachten
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