Wer feiert wann Weihnachten?
Weihnachtsbräuche in anderen Ländern
In den meisten christlichen Ländern wird Weihnachten ganz traditionell zwischen dem 24. Dezember und dem 27. Dezember gefeiert. Auch stehen in so gut wie allen Ländern, die die christlichen Bräuche pflegen, ein üppiges Festmahl sowie die Bescherung im Zentrum der Feierlichkeiten.
In einigen Ländern wurden jedoch über die Jahre klassische Weihnachtsrituale mit alten Volksbräuchen oder kulturellen Eigenheiten vermischt. Dies führte nicht nur zur Entstehung einiger interessanter Bräuche, sondern auch zu teilweise unterschiedlichen Zeiträumen, die als «Weihnachten» gelten. In diesem Artikel können Sie herausfinden, in welchen Ländern die Weihnachtszeit von unserer abweicht sowie welche Ursprünge und Hintergründe dem zugrunde liegen.
- 05.12.2018
- Andreas Räber
Slowakei
In der Slowakei gibt es neben dem 24. Dezember noch zwei weitere Tage, die mindestens genau so wichtig sind wie Heiligabend. Am 4. Dezember feiern die Slowaken den Barbaratag, der besonders bei jungen Frauen populär ist: An diesem Tag stellen sie Kirschzweige ins Wasser und falls diese an Heiligabend blühen, bedeutet das Liebesglück im nächsten Jahr. Frauen kommen auch am 12. Dezember auf ihre Kosten, während Männer wachsam sein müssen: An diesem Tag ziehen Frauengruppen von Haus zu Haus – um Männer zu erschrecken.
Wer feiert Weihnachten und wie? Beispiel Slowenien: Der Brauch mit Potica.
Slowenien
Die Slowenen feiern Weihnachten sehr ausgedehnt, hier beginnt die Weihnachtszeit bereits am 13. November mit einem Festessen, das die vorweihnachtliche Fastenzeit einläutet. Besonders beliebt ist an diesem Tag das slowenische Weihnachtsbrot, genannt «Potica», dem magische Kräfte zugeschrieben werden. Auch das Ende der Weihnachtszeit ist sehr spät, nämlich am 2. Februar.
Niederlanden
In den Niederlanden gehört eine Jahr für Jahr wieder aufkommende, öffentliche Debatte zur ansonsten besinnlichen Weihnachtszeit dazu.
Hier ist nämlich der 6. Dezember, der Nikolausabend, traditionell wichtiger als Weihnachten. Dies löst jedes Jahr eine kleine Kontroverse darüber aus, ab wann die Weihnachtszeit «offiziell» beginnen sollte. Für Ladenbesitzer und Unternehmen kann die lukrative Weihnachtssaison natürlich gar nicht früh genug beginnen, während alteingesessene Einwohner befürchten, dass das kommerzielle Weihnachten die Nikolausfeiern zu stark beeinträchtigt.
Faröer Inseln
Auf den Faröer Inseln wird Weihnachten vom 24. Dezember an 21 Tage lang gefeiert. Am 13. Januar wird gemäss altem nordischen Brauchtum dann der «Tjúgundahalgi», der heilige Zwanzigertag gefeiert.
Lettland
In Lettland haben sich christliche Weihnachtsbräuche sowie vorchristliche Bräuche zur Wintersonnwende zu einer interessanten Weihnachtstradition vermischt: An Heiligabend zieht man einen Eichenbalken von Haus zu Haus, welcher auf dem letzten Hof verbrannt wird, um das Übel zu vertreiben und der Sonne neue Kraft zu geben. Auch ziehen viele Kinder als Tier, Sonne oder Tod verkleidet von Haus zu Haus, um böse Geister zu verjagen. Die traditionelle Bescherung gibt es am 6. Januar.
Russland
In Russland wird Weihnachten am 25. Dezember des Julianischen Kalenders gefeiert, was bei uns dem 7. Januar entspricht. Auch kommt dort nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind, sondern Väterchen Frost mit seiner Enkelin «Snegurotschka», was soviel wie «Schneemädchen» bedeutet. Der Legende nach fährt er in einer Troika, einem Schlitten, der von drei Pferden gezogen wird und bringt den Kindern Geschenke.
Woher stammt die Tradition mit der Weihnachtsgurke? 1880 hat der Amerikaner Frank Winfield Woolworth die ersten mundgeblasenen Christbaumkugeln, Figuren und die Weihnachtsgurke von Deutschland in die USA importiert. Der neu- und andersartige Weihnachtsschmuck wurde im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sehr beliebt. Der Brauch will, dass eine Weihnachtskugel in Form einer sauren Gurke beim Schmücken mit im Baum versteckt wird. Wer die saure Gurke am Heiligabend als erstes findet, erhält ein zusätzliches Geschenk vom Weihnachtsmann.
Griechenland
In Griechenland müssen Kinder geduldig sein: Die Bescherung findet nämlich nicht an Heiligabend, sondern erst am 31. Dezember zum Fest des Heiligen Vassilius statt.
Spanien
Auch in Spanien werden die Geschenke erst später verteilt, nämlich am Dreikönigstag, dem 6. Januar. Zudem gibt es wohl in keinem anderen Land mehr skurrile Weihnachtstraditionen als in Spanien. Nicht nur der Caganer, übersetzt «Scheisser» – eine Krippenfigur mit heruntergelassenen Hosen – ist populär, am 28.12, dem Fest der Unschuldigen Kinder, ist es beliebt, andere durch erfundene oder verfälschte Geschichten hereinzulegen.
Am 22. Dezember beginnt zudem jedes Jahr die grosse Weihnachtslotterie, die aufgrund ihrer ausgespielten Gesamtsumme auch als grösste Lotterie der Welt gilt und von den Einwohnern gespannt am Fernsehen mitverfolgt wird. Klassische Weihnachtsfeiertage sind der 25. und der 26. Dezember und werden im Kreise der Familie begangen.
Armenien
In Armenien wird Weihnachten am 6. Januar als prunkvolles Fest gefeiert. Das ganze Volk versammelt sich an diesem Tag bei den «Dschrakaluytz», aufwändig inszenierten Gottesdiensten, bei denen Theatergruppen und Chöre biblische Szenen zum Besten geben.
China
In China wird nicht offiziell Weihnachten gefeiert, zufällig ist der 25. Dezember allerdings der offizielle Gedenktag für die Verfassung der Republik China von 1947. Dieser amtliche Feiertag wird von vielen als Weihnachten behandelt. Damit es keine Arbeitspause gibt, müssen die Chinesen an diesem Tag allerdings arbeiten, trotzdem feiern viele Leute dann abends mit ihren Familien.
Südkorea
Südkorea ist das einzige ostasiatische Land, das Weihnachten als Feiertag anerkennt. Für viele Koreaner bedeutet dieser Tag eine kleine Flucht aus dem streng reglementierten Alltag und das Zelebrieren von westlichen Bräuchen wie Schenken, Weihnachtskarten senden oder das Aufstellen und Schmücken eines Weihnachtsbaumes.
Ungarn
In Ungarn vermischten sich christliche und volkstümliche Bräuche. Der 13. Dezember, der sogenannte «Luca-Tag», markiert den Anfang der Weihnachtszeit. Hier beginnen in vielen ländlichen Regionen Frauen mit dem Bau eines sogenannten «Luca-Stuhles». Dieser muss aus sieben verschiedenen Holzsorten bestehen, und jeden Tag bis zu Heiligabend darf ihm nur ein einziges Teil hinzugefügt werden. Der Stuhl sollte besser stabil sein – während der Christmette an Heiligabend stellen sich die Frauen nämlich auf die Stühle. Einer alten Sage zufolge ist die Frau, deren Stuhl dabei bricht, eine Hexe!
Ghana
Auch in Afrika gibt es natürlich viele Christen, dementsprechend populär ist Weihnachten. In Ghana ist die Weihnachtszeit eine wohlverdiente Pause nach der Kakaoernte und beginnt am 1. Dezember. Viele Familien dekorieren ihre Häuser mit Lampen und Schmuck. An den Weihnachtsfeiertagen gibt es dann ein Festmahl mit der ganzen Familie sowie einen farbenfrohen Festumzug.
Liberia
Die Liberianer gehen das Weihnachtsfest mit viel Humor an und verfolgen einige gegensätzliche Bräuche: Dort sieht man am 25. Dezember nicht den Weihnachtsmann, sondern stattdessen den alten Mann Bayka, den «Teufel» der Region. Statt Geschenke zu bringen läuft er am Weihnachtstag auf den Strassen hin und her, um welche zu bekommen! Und statt des typischen Grusses «Frohe Weihnachten» hört man die Liberianer «Meine Weihnachten für dich» sagen, was so viel bedeutet wie «Bitte schenke mir was Schönes zu Weihnachten».
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Die Weihnachtstraditionen in verschiedenen Ländern sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Klassische Weihnachtsrituale wurden mit volkstümlichen Eigenheiten vermischt und verleihen jedem Weihnachtsbrauch etwas Einzigartiges.
Was jedoch alle Länder gemeinsam haben: Weihnachten ist die Zeit im Jahr, in denen sich auf grundlegende Werte wie Güte und Nächstenliebe besonnen wird, in der man mit seiner Familie die Gemeinschaft zelebriert und neue Kraft tankt für das beginnende Neujahr.
Autor: Andreas Räber, GPI®- und Enneagramm-Coach, Autor von zahlreichen Blogs und Kurzgeschichten
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