28.01.2019- Andreas Räber
An Auffahrt feiern gläubige Christen die Rückkehr Jesu zu seinem Vater im Himmel.
Seinen Ursprung hat dieser Feiertag im Lukasevangelium. Dort wird geschildert, wie der an Ostern auferstandene Christus zunächst vierzig Tage lang den Jüngern erschien und über das Reich Gottes redete. Am Tag der Auffahrt wurde er dann vor den Augen der Jünger von einer Wolke emporgehoben und in den Himmel davongetragen.
Übrigens: Interessanterweise gibt es das Bild des in den Himmel aufsteigenden geistigen Führers nicht nur im Christentum. Im Judentum und im Islam finden sich ähnliche Darstellungen, wo der Prophet Mohammed z.B. auf einem Pferd in den Himmel reitet.
Bräuche und Traditionen zu Auffahrt
Kirchliches Schauspiel
Über die Jahrhunderte haben sich reichlich kreative Bräuche und Traditionen zu Auffahrt entwickelt. Die Menschen im Mittelalter liebten Schauspiel und bildliche Darstellungen, dies machte sich die Kirche zunutze, um an Auffahrt eine biblische Erzählung zum Leben zu erwecken.
Am Feiertag zog ein Messdiener eine an Schnüren befestigte Christusstatue vom Boden bis unter die Kirchendecke. In manchen Kirchen gab es sogar ein eigens für dieses Schauspiel angefertigtes «Heilig-Geist-Loch» an der Kirchendecke, durch das die Christusstatue, eingehüllt in reichlich Weihrauch, über begeisterte Kirchgänger davonschwebte.
Um das Schauspiel besonders lebendig zu gestalten, warf man mancherorts auch brennende Stoffreste durch das Loch, die die Flammenzungen des Heiligen Geistes (an Pfingsten) symbolisieren sollten. Auch der Teufel bekam in manchen Kirchen seinen grossen Auftritt. Eine Figur des Teufels wurde nach unten gestürzt und von der Gemeinde zerschlagen.
Prozessionen und Selbstgeisselung
In vielen Orten und Gemeinden finden an Auffahrt Prozessionen und Ritte statt. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Während die einen den Ursprung in den sogenannten «Bitttagen» sehen, bei denen im Mittelalter Gläubige durch Wald und Wiesen zogen und um ein gutes Erntejahr baten, sehen andere den Ursprung in der «Apostelprozession» , dem Gang der 12 Jünger zu einem Berg in Galiläa, wo sie von Jesus den Auftrag zur Missionierung erhielten.
So findet auch die grösste Reiterprozession Europas jedes Jahr an Auffahrt statt. Der berühmte Blutritt im Weingarten in Baden Württemberg wird zu Ehren der Heilig-Blut-Reliquie durchgeführt, die in einem Schrein dort aufbewahrt wird und der Legende nach das Blut Jesu erhält.
Auch der Gymnicher Ritt durch die Ortschaft Gymnich im Rheinland hat es zu überregionaler Bekanntheit gebracht: An der eindrucksvollen Prozession nehmen jedes Jahr über 200 Reiter teil.
Christi Himmelfahrt vs. Vatertag
Auffahrt wird von vielen Männern genutzt, um einen Ausflug in die Natur zu unternehmen.
Dabei ziehen sie häufig einen geschmückten Bollerwagen hinter sich her, in dem reichlich Flüssignahrung transportiert wird.
Auch wenn der Vatertag, in manchen Regionen auch Herrentag genannt, auf das Datum von Auffahrt fällt, ist ein gemeinsamer Ursprung nicht genau geklärt. Man vermutet, dass der Vatertag aus den Bittprozessionen entstand, die jedoch schon im Mittelalter zu – von der Kirche bekämpften – Sauftouren verkamen. Heute wird der Vatertag von vielen als Gegenstück zum Muttertag anerkannt.
Auffahrt – Typische Speisen
Früher war es üblich, im Zeichen der Auffahrt Christi nur «Fliegendes Fleisch», also Geflügel zu essen. Auch heute noch steht bei vielen Familien Geflügel auf dem Speiseplan. Wer es besonders festlich mag, bekocht sich und seine Liebsten mit Fasan, Wachtel oder Taube.
Hier einige leckere Rezeptideen:
Ob als Ferientag, um mit der Familie übers Wochenende Urlaub zu machen, als christlicher Gedenktag, um sich an die Nähe zu Gott zu erinnern oder als Vatertag, um als Mann in geselliger Runde zu sein: Auffahrt ist aus vielerlei Gründen ein Tag zum Feiern.
Andreas Räber, GPI®-Coach, Autor von zahlreichen Blogs und Kurzgeschichten
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