Weihnachten weltweit – So wird in verschiedenen Kulturen gefeiert
Weihnachtsbräuche und Traditionen aus der ganzen Welt.
Alle Jahre wieder…ist es soweit und das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Wenn es nach gebrannten Mandeln duftet, Sternsinger durch die Strassen ziehen und aus jeder Ecke Weihnachtslieder zu hören sind, ist das «Fest der Liebe» nicht mehr weit. Die meisten verbinden Weihnachten mit dem heimeligen Beisammensein unterm Christbaum und dem gegenseitigen Beschenken im Kreis der Familie.
Doch während es bei uns zur Advents- und Weihnachtszeit eher besinnlich und ruhig zugeht, gibt es in vielen Kulturen ganz andere Bräuche. Darf ich präsentieren: Eine kleine Zusammenstellung der interessantesten, skurrilsten und lustigsten Traditionen, die das Weihnachtsfest weltweit zu bieten hat:
05.11.2018
Andreas Räber
Mexiko
In Mexiko beginnt die Weihnachtszeit bereits am 16. Dezember mit den sogenannten «Posadas» – an diesen neun Abenden wird die Schwangerschaft von Maria und die Herbergssuche mit Josef zelebriert. Bei diesen Feiern wird traditionell eine «Pinata» aufgestellt, eine Figur aus Pappmaché, die mit allerhand Leckereien gefüllt ist. Anschliessend darf jedes Kind der Reihe nach mit verbundenen Augen mit einem Stock diese Figur schlagen. Wenn diese dann zerbricht, stürmen sich die Kinder lautstark auf die Süssigkeiten.
Diese uralte Tradition ist ursprünglich noch auf die Maya zurückzuführen. Zum Ende des Kalenderjahres brachten die Ureinwohner den Göttern zu Ehren einige Kostbarkeiten als Opfergaben dar – häufig Kakaobohnen. Diese waren in einem mit Federn geschmückten Tongefäss versteckt, welches zur rechten Zeit von einer Person mit verbundenen Augen zerschmettert wurde.
Weihnachtsbrauch aus Mexikon, eine Figur aus Pappmaché die mit allerhand Leckereien gefüllt ist.

Spanien
Zu den üblichen Krippenfiguren zählen die meisten wohl Maria, Josef, das Jesuskind und die heiligen drei Könige. In Spanien gibt es zudem noch eine besondere Figur – den Caganer, übersetzt «Scheisser». Dieser unanständige Geselle trägt die traditionelle Kleidung der katalanischen Bauern und versteckt sich mit heruntergelassenen Hosen meist in einer schwer einsehbaren Ecke der Krippe.
Ihren Ursprung hat der Caganer wohl ursprünglich im 16. oder 17. Jahrhundert, wo erstmals das einfache Leben der Bauern Gegenstand zahlreicher volkstümlicher Darstellungen wurde, und dann auch ins Krippenspiel integriert wurde. Fun Fact: Mittlerweile erhalten häufig Politiker die «Ehre», als Caganer-Figuren in Krippen zu stehen.
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Island
In Island gibt es die Geschenke nicht an Heiligabend, sondern häppchenweise ab dem 12. Dezember. Überreicht werden sie von 13 frechen Weihnachtstrollen, die durch die Strassen ziehen und interessante Namen wie Hurðaskellir (Türzuschläger) oder Kertasníkir (Kerzenschnorrer) tragen. Geschenke gibt es dabei jedoch nur für die braven Kinder – alle anderen erhalten nur eine rohe Kartoffel.
Die Geschichte der Weihnachtstrolle lässt sich auf alte nordische Mythen zurückführen: Die Mutter der Trolle ist nämlich die mürrische und meist schlecht gelaunte Trollfrau Grýla. Diese strenge Mutter lässt ihre 13 Söhne so gut wie nie aus der Trollhöhle, ausser im Dezember. Dann freuen sich die 13 Rabauken natürlich umso mehr, endlich ihren Schabernack mit den Menschenkindern treiben zu können.
Tschechien
Eine besonders skurrile Tradition gibt es in Tschechien. Die traditionelle Speise zu Heiligabend ist dort ein Weihnachtskarpfen mit Kartoffelsalat. So weit so gut, doch das Kuriose: Der Karpfen wird lebend gekauft und bevor er zur Zubereitung im Backrohr landet in der heimischen Badewanne von der ganzen Familie liebevoll umsorgt und genährt.
Dieser Brauch ist auf die christliche Tradition zurückzuführen, dass der Advent als Fastenzeit gilt, in der nur Fisch gegessen werden darf. Dass der Fisch in der Badewanne «gehalten» wird, hat einen praktischen Grund: Dadurch wird der schlammige Geschmack beseitigt, der entsteht, wenn der Karpfen Nahrung aus einem Teich aufnimmt.
Häufig bewahren abergläubische Bewohner auch eine Schuppe des Weihnachtskarpfens in der Geldbörse. Das bringt Glück, verhilft zu Wohlstand und dazu, dass im nächsten Jahr die Geldbörse niemals leer wird. Das ist ganz sicher, denn zumindest die Karpfenschuppe ist immer enthalten.
Norwegen
Auch in Norwegen gibt es einen schrulligen Brauch. Hier suchen einem alten Volksglauben zufolge nämlich Hexen und böse Geister an Heiligabend nach Besen, um auf ihnen zu reiten. Bis heute verstecken daher viele Norweger ihre Besen noch immer am sichersten Ort im Haus, damit sie nicht abhanden kommen.
Venezuela
An Heiligabend in die Kirche zu gehen, ist im Grunde nichts Besonderes. Eine komplette Stadtbevölkerung, die auf Rollerblades frühmorgens zur Kirche fährt, ist aber schon etwas Anderes! Aus Gründen, die wohl nur die Bewohner selbst kennen, hat sich dieser Brauch in der venezulanischen Stadt Caracas etabliert. Die Tradition ist inzwischen so beliebt, dass in dieser Zeit die Strassen für Autos komplett gesperrt sind.
Schweden
In Schweden wird seit 1966 auf dem Hauptplatz der Stadt Gävle ein 13 Meter hoher Julbock aus Stroh pünktlich zum Adventbeginn errichtet. Diese schwedische Weihnachtstradition hat dabei ungewollt ein «Ritual» der etwas anderen Art nach sich gezogen – jedes Jahr wird nämlich versucht, den Bock niederzubrennen. In seiner 48- jährigen Geschichte wurde der Bock 26 Mal erfolgreich abgefackelt. Mittlerweile kann man das Spektakel auf der städtischen Website sogar live per Videostream mitverfolgen.
Die Errichtung des überdimensionalen Julbocks hat einen eher profanen Ursprung: Ein Werbeexperte liess den Bock errichten, um der Stadt mehr mediale Aufmerksamkeit zu bescheren – was er definitiv geschafft hat!
Portugal
Portugiesen lieben das Glücksspiel – zumindest an Heiligabend. Dort wird nämlich traditionell der Bolo Rei, der «Königskuchen» aufgetischt, in dem eine kleine Figur aus Metall sowie eine Bohne versteckt sind. Wer die Bohne erwischt, muss den Kuchen im nächsten Jahr zahlen. Wer allerdings die kleine Figur bekommt, dem ist das Glück im nächsten Jahr gewiss!
Der Bolo Rei stammt vermutlich aus Frankreich und wurde von der Familie Castanheiro einst in der Confeitaria Nacional, der offiziellen Bäckerei der Monarchie, eingeführt. Die Bewohner des Landes übernahmen natürlich die königlichen Backtraditionen und schon bald verbreitete sich das Rezept des Bolo Rei im ganzen Land.
Polo Rei – Weihnachtsbrauch aus Portugal. Ein Polo Rei «Königskuchen» wird aufgetischt, in dem eine kleine Figur aus Metall sowie eine Bohne versteckt sind.

Australien
In Australien hat das das Wort «Weisse Weihnacht» eine etwas andere Bedeutung. In dem Land, in dem Weihnachten in den Hochsommer fällt, sind damit nämlich eher die weissen Strände gemeint, an denen sich die Australier an Weihnachten mit Badehose und Zipfelmütze tummeln. Statt Nordmanntannen werden Südseepalmen geschmückt, statt Lebkuchen und Zimtsternen bevorzugen viele australische Familien die festliche Ausrichtung regelmässiger Barbecues in der Adventszeit.
Länder, wie Australien, verstehen weisse Weihnachten vor allem wegen des weissens Sandes.

Frankreich
Dass Franzosen die kulinarische Verköstigung lieben, ist kein Geheimnis. Am 24. Dezember erreicht diese Neigung jedoch einen Höhepunkt, denn beim sogenannten Réveillon de Noël ist es Brauch, ein opulentes Festmahl bestehend aus sieben Gängen und 13 Desserts zu servieren. Zu den typischen Speisen in Frankreich an Heiligabend gehören beispielsweise ein mit Maronen gefüllter Truthahn, Gänsestopfleber, Muscheln und Pasteten. Bon appetit!
Weltweit: Die Geschichte des Weihnachtsbaums
So seltsam manche fremde Bräuche anmuten, so wenig fragen wir nach den eigenen. Dass im Advent ein Tannenbaum im Wohnzimmer steht, ist der Inbegriff von Weihnachten, von Wärme, Festlichkeit, Geborgenheit. Wozu wir den Baum aufstellen, woher dieser Brauch eigentlich kommt, wissen die wenigsten. Traditionen sind eben auch Selbstzweck: Es macht auch Spass, Ostereier zu verstecken, ohne dass man weiss, warum und wieso. Aber uns interessiert hier die Geschichte des Weihnachtsbaums. Wir wollen wissen, woher das Brauchtum mit den Kerzen kommt und warum es eigentlich eine Tanne sein muss.
So unterschiedlich die Bräuche auch sein mögen, althergebrachte Traditionen haben einen ganz besonderen Stellenwert. Sie geben uns ein Gefühl von Stabilität und der Sicherheit, sich an etwas festhalten zu können. Vielleicht lassen Sie sich ja inspirieren, den einen oder anderen Brauch aus einer anderen Kultur auch in Ihr «Festtags-Repertoire» aufzunehmen. Das verspricht garantiert Freude und eine amüsante Auflockerung der Feierlichkeiten. Merry Christmas!
PS:
Zu den typischen Weihnachtsdelikatessen gehören auch Datteln. Ihre Geschichte und welche Bedeutung sie für uns haben, finden Sie hier: «Gesunde Ernährung – weil sie uns gut tut, Datteln und wie wertvoll sie für uns sind.»
Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach, Autor von zahlreichen Blogs und Kurzgeschichten
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