Die Geschichte des Weihnachtsbaums
«Wie schön sind deine Blätter…»
So seltsam manche fremde Bräuche anmuten, so wenig fragen wir nach den eigenen. Dass im Advent ein Tannenbaum im Wohnzimmer steht, ist der Inbegriff von Weihnachten, von Wärme, Festlichkeit, Geborgenheit. Wozu wir den Baum aufstellen, woher dieser Brauch eigentlich kommt, wissen die wenigsten. Traditionen sind eben auch Selbstzweck: Es macht auch Spass, Ostereier zu verstecken, ohne dass man weiss, warum und wieso. Aber uns interessiert hier die Geschichte des Weihnachtsbaums. Wir wollen wissen, woher das Brauchtum mit den Kerzen kommt und warum es eigentlich eine Tanne sein muss.
Die Geschichte des Weihnachtsbaums auf einen Blick.
- 17.11.2018
- Andreas Räber
Waldbaden zuhause
Schon sehr lange sind immergrüne Pflanzen in verschiedenen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Kein Wunder: Während die meisten anderen Bäume ihre Blätter verlieren, bleiben die Tannen auch im Winter grün. Für das germanische Fest der Wintersonnenwende verwendete man bereits die Tannenzweige, und in Nordeuropa hing man sich die Wedel ins Haus, um unerwünschte Geister fernzuhalten. Heute ist «Waldbaden» in.
Bereits in der Antike wussten die Menschen, dass Bäume gut tun. Und so holten sie sich Gesundheit und Vitalität ins Haus, wenn sie das Zuhause in der kalten Jahreszeit mit Grünem schmückten.
Paradiesspiele im Mittelalter
Im Mittelalter dann rückte der Tannenbaum so langsam in die Nähe von Weihnachten.
Doch zunächst in einem ganz anderen Zusammenhang. In den damals beliebten kirchlichen Paradiesspielen, die am 24. Dezember (am Gedenktag Adam und Evas) stattfanden, behängte man einen Baum mit Äpfeln – namentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse. Was die Früchte zu bedeuten hatten, verstanden damals alle: Sie hatten Eva im Garten Eden zu ihrer verbotenen Mahlzeit verführt. Wie aber kommt dieses Symbol des Sündenfalls ins weihnachtliche Wohnzimmer?
Es wird heller! Kerzen als Symbole der Hoffnung
Sicher ist, dass in Strassburg die oberen Beamten und Bürger sich im 16. Jahrhundert Weihnachtsbäume schmückten. Um das Ganze etwas feierlicher zu machen, wurden vermehrt Kerzen auf dem Baum befestigt, Symbole für die Hoffnung, für das Licht, das in die Welt kam.
Somit erinnerte der Weihnachtsbaum nicht mehr nur an die Erbsünde, sondern fortan auch an die Erlösung durch die Geburt und das Leben von Jesus.
Bürgerliche Weihnachten: Import aus den USA
Natürlich konnten sich solche belichteten, geschmückten Nadelbäume bis vor Kurzem nur die wohlhabenden Menschen leisten.
Dass heute wirklich fast in jedem Wohnzimmer einer steht, haben wir den Amerikanern zu verdanken. In den USA wurden im 19. Jahrhundert immer mehr Dinge erfunden, die den Baum zierten: Schokolade, Marzipan, mundgeblasene farbige Glaskugeln, Sterne, Spitzen, Figuren, Dekorationen aller Art.
Der Weihnachtsbaum, wie wir ihn heute kennen
Die Geschichte des Weihnachtsbaums geht weiter und sie hat wie könnte es anders sein, auch einige Hürden zu überwinden.
Im alten Europa hingegen war man demgegenüber skeptisch. Vor allem die Katholische Kirche wehrte sich gegen diesen heidnischen Brauch. Erst in den 1980er Jahren (!) erlaubte es der Vatikan, auf dem Petersplatz einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Seither ist er an Weihnachten von dort nicht mehr wegzudenken. Geschweige denn aus unseren weihnachtlichen Stuben.
Andreas Räber, GPI®- und Enneagramm-Coach, Autor von zahlreichen Blogs und Kurzgeschichten, Inhaber Christliche-Feiertage.ch
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