Patenschaft
Weil wir uns weltweit näher sind, als wir glauben
Weil wir uns weltweit näher sind, als wir glauben
Es ist noch früh am Morgen. Ich liege wach und denke nach. Oft lese ich um diese Zeit die Tageszeitung. Real oder online. Wie es mir gerade am besten geht. Dieses Mal bin ich in der App des Tagesanzeigers gelandet. Ich switche die Meldungen durch und gehe auf ein Spezialdossier, eine Reportage. «Die grosse Flucht vor dem Klima». 200 Millionen Menschen suchen eine neue Heimat, weil sich die Natur gegen sie wendet. So die Headline, die mich sehr nachdenklich stimmt.
Als ich Kind war, war diese Welt für mich etwas sehr Schönes. Leben, Essen, ein eigenes Zimmer, Freunde etc. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass es anderen auf dieser Welt anders gehen könnte. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht mit meinem Lebensstandard auf Kosten anderer leben würde. Luxus ist selbstverständlich. Kinderwelt, wie sie eben ist.
Wenn ich heute Kinder aus notleidenden Ländern sehe, versuche ich zu verstehen, warum sie so leben. Warum wir uns hier so viel Luxus leisten, den wir gar nicht brauchen würden. Leben auf Kosten anderer. Meistens geschieht dies wohl unbewusst. Denke ich zumindest. Und doch: Warum brauchen zum Beispiel einige Menschen jedes Jahr die neueste Version eines Smartphones? Ein Smartphone enthält viele Rohstoffe aus der Dritten Welt. Mit denen senden wir SMS und Mails, posten Fotos. Dinge, worüber wir lachen. Dinge, die wir früher nicht brauchten zum Leben. Leben darf sich verändern. Solange es nicht auf Kosten anderer geht. Kinder, die metertief mit blossen Händen nach Rohstoffen für Smartphones buddeln – das geht mir persönlich zu weit. (siehe «Welt.de: Nach diesem Handyrohstoff buddeln Kinder metertief».) Kinderwelt muss anders sein!
Patenschaft statt Kinderarbeit
Unser Leben verändert sich, das Klima auch. Veränderung hat viele Gesichter. Menschen in Krisengebieten, die nichts mehr zu essen haben, suchen sich neuen Lebensraum. Sie machen sich auf, wenn sie noch die Kraft dazu haben. Neue Länder, neue Gesichter. Das hat uns die Krise in Syrien gezeigt. Auch in Afrika sind Völker unterwegs. Weil es in der Heimat keine Perspektiven mehr gibt. Not treibt voran. Not kennt keine Distanz und sie überwindet Grenzen.
Was würden wir wohl tun, wenn unsere Heimat nicht mehr sicher wäre? Wenn die Nahrung knapp und wenn uns Perspektiven fehlen würden? Würden wir uns nicht auch aufmachen und schweren Herzens einen Ort suchen, wo wir leben könnten? Leben mit unserer Familie, mit unseren Kindern. Ein neuer Ort, ein neues Leben. Not überwindet nicht nur, sie kann auch die Wahrnehmung verzerren. Denn auch am neuen Ort warten Herausforderungen. Und am alten Ort ändert sich so lange nichts, wie es nicht Menschen gibt, deren wichtigste Grundbedürfnisse erfüllt sind. Nur so ist ein Wiederaufbau möglich.
Was also tun? Hilfe ermöglichen, die das Leben in der geliebten Heimat wieder lebenswert macht. Eine Möglichkeit bilden Patenschaften. Zum Beispiel für Kinder. Als Pate Schulbildung und Lebensunterhalt finanzieren. Oftmals können mit kleinen, monatlichen Beträgen bereits Ernährung und Bildung ermöglicht werden. Der Begriff Hilfe zur Selbsthilfe klingt zwar inzwischen etwas abgedroschen. Für den Empfänger bedeutet es jedoch, die Grundbedürfnisse erfüllt zu haben. Und die müssen gewährleistet sein. Teilen gehört zum Leben. Das wussten wir schon immer. Nur nicht, dass die Welt viel kleiner würde, als wir jemals gedacht hätten …